March 793 mit Spiess Power

Englisches Chassis mit schwäbischem Motor wieder zum Leben erwacht

English chassis with Swabian engine comes back to life

Heute entscheiden sich viele Besitzer von historischen Rennfahrzeugen, diese aufgrund fehlender Ersatzteile zu verkaufen. Dazu zählen sowohl Privat-, als auch Rennfahrzeuge. Oft dienen diese Fahrzeuge dann nur noch als Ausstellungsstücke. Gut, dass es Personen gibt, die sich für das Wiederbeleben dieser Fahrzeuge einsetzen. Zu denen gehört der monegassische Rennfahrer Fred Lajoux. Und er stößt ausgerechnet auf einen March 793. „Ich sah den March 793 mit Warsteiner Design, wobei er fast wie die kleine Schwester meines Formel 1 Arrows wirkte“, schwärmt er mit leuchtenden Augen. Klar, dass er den Formel 3 Wagen aus dem Jahr 1979 kauft – doch der hat leider keinen Motor. Bei seinen Nachforschungen findet er heraus, dass der March einst mit einem von der Spiess Motorenbau GmbH modifizierten VW Motor angetrieben wurde.

„Das macht den Wagen zu einem Unikat und so kontaktierte ich die Firma Siegfried Spiess Motorenbau GmbH, um mich nach dem Originalmotor zu erkundigen“, erzählt Lajoux weiter. Im Lager von Spiess fanden sich tatsächlich Originalteile, mit denen der Motor nachgebaut werden konnte.

Volkswagen und die Firma Siegfried Spiess Motorenbau GmbH verbindet eine langjährige Partnerschaft. Siegfried Spiess wurde durch das Bauen der leistungsgesteigerten NSU-Motoren bekannt und beschäftigte sich in der Vergangenheit ausschließlich mit der Produktion von modifizierten VW Motoren. Nachdem Helmut Henzler, ehemaliger Rennfahrer, mit einem von Siegfried Spiess modifizierten Volkswagen die Europameisterschaft und den deutschen Titel der Superformel V in 1978 auf Anhieb gewinnt, entscheidet Volkswagen 1979 in die Formel 3 miteinzusteigen. Dazu soll, in Kooperation mit Siegfried Spiess, ein eigener Formel 3 Motor entwicket werden. Der Motorenspezialist aus dem Schwabenland entscheidet sich nach ausgiebigen Prüfstandsversuchen zwischen dem Zweiliter des Porsche 924 und dem 1,6-Liter-GTI- Triebwerk aus der Golf/Scirocco Baureihe für das VW Triebwerk. Der Motor wird so weit modifiziert bis sich die Leistungssteigerung eignet, um damit konkurrenzfähig ins Rennen gehen zu können und mit Rennlegenden wie Alain Prost standhalten zu können.Helmut Henzler nimmt in 1979 mit dem March 793 sowohl an der Deutschen als auch an der Europameisterschaft der Formel 3 teil. Er erzielt in der Europameisterschaft auf Anhieb einen Rundenrekord. Ein Reifenschaden nimmt ihm jedoch den sicher geglaubten Sieg. In 1981 entscheidet sich VW jedoch, das Projekt in der Formel 3 einzustellen.

Nachdem der March mehrmals weiterverkauft und der Motor ausgetauscht wurde, fiel er schließlich in die Hände von Fred Lajoux. „Es war mein Ziel, den Wagen wieder in seinen Originalzustand zu bringen“, erzählt Lajoux lächelnd.

Und so findet der March 793 wieder zurück nach Baden-Württemberg. Diesmal jedoch nach Ditzingen und nicht nach Weilimdorf, wo der originale Motor von Siegfried Spiess konstruiert und eingebaut wurde. Samuel Schleier, der Projektleiter, erinnert sich an das komplexe und interessante Projekt und betont die Herausforderung, die ihm bevorstand. „Dadurch, dass der Gründer Siegfried Spiess alle Motoren in seinem Kopf als Unikat konstruierte, war es unmöglich auf alte Daten zurückzugreifen, um den genau gleichen Motor wieder für den March zu konstruieren“. Daher macht sich Samuel Schleier auf die Suche. Er holt den ehemaligen Spiess Mitarbeiter Martin Rakow mit ins Projekt, welcher ihm ungefähr hundert Bilder von alten Rennen zur Verfügung stellt. Von diesen ist der Motor des March bloß auf fünf zu sehen. Sehr nah an Bilder gehalten, konstruiert Samuel Schleier einen komplett neuen Motor. Anschließend beginnt die Suche nach Motorteilen. Manche werden jedoch so nicht mehr produziert, also muss man auf benutzte Teile wie Ölwanne und Ventildeckel zurückgreifen. Nachdem die Teile komplett im Haus stehen, arbeiten mehrere Mechaniker gleichzeitig dran, um den Motor für den March zusammenzustellen.

Nach mehreren Wochen der Aufbereitungszeit können Motor und Chassis schließlich Hochzeit feiern. Heute fährt Fred Lajoux den March im Rahmen von historischen Rennveranstaltungen.

 

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